Schnecken auf der Überholspur
Wahrhaft, es ist nicht leicht in dieser unserer Zeit zu leben. Eine Zeit, in der man dauernd in Bewegung bleiben muss, damit man überhaupt noch mithalten kann, wo doch alles so wahnsinnig schnelllebig ist. Und eine Zeit, in der es dann aber wieder heißt, man solle „entschleunigen“ und achtsamer werden, die Langsamkeit in sein Leben lassen. Ja was denn nun?
Nun, in Bewegung zu bleiben ist vermutlich genauso gut für Körper, Geist und Seele wie auch mal zu entschleunigen. Beides gleichzeitig geht aber nicht und deshalb liegt das große Geheimnis wie so oft in der Balance. Und genau an dieser Balance muss wohl ein Großteil unserer Mitmenschen erst noch arbeiten, wie mir scheint. Gestresst sind wir eh schon von Haus aus alle, doch dann wieder verstehe ich nicht so recht, warum manche Leute ihre spirituelle Langsamkeit just in dem Moment entdecken, wenn sie vor mir an der Kassa stehen und eigentlich zackig ihre Sachen wegräumen sollten? Ich meine, ich habe wirklich tief empfundenen Respekt vor der Fähigkeit, in einen meditativen Lähmungszustand zu verfallen, der es einem wirklich erlaubt, alles andere auszublenden, aber geht das nicht auch schneller?
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Und warum zum Teufel entwickeln eigentlich die langsamsten unter uns permanent einen ungeahnten Powerspeed, wenn es darum geht, mal eben schnell vor mir durch eine Engstelle zu gehen, nur um im nächsten Moment wieder 17 Gänge runterzuschalten und vor mir quasi im Gehen zu parken? Das Ganze gibt es freilich auch in umgekehrt: Wie schaffen es Autofahrer mit gefühlten 12 km/h durch die Gegend zu tuckern und hinter sich eine 40 km lange Kolonne anzusammeln, nur um dann ganz knapp vor der werdenden Ampel mal eben schnell auf 80 zu beschleunigen, um ganz sicher das einzige weil vorderste Auto der ganzen Kolonne zu sein, das diese Ampelphase noch bei dunkelgelb schafft?
Tja, die Balance zu finden ist nicht immer ganz einfach, liebe Mitmenschen, das verstehe ich natürlich. Ob schnell oder langsam, wofür ihr euch auch entscheidet, steht mir dabei bitte nur nicht im Weg rum, ich hab’s nämlich – wie die meisten von uns – schön langsam mal verdammt eilig.
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