Sonntagsritual einer Singlefrau
Ich weiß, das ist jetzt schwer. Ich meine, versteh mich nicht falsch, du denkst, ich würde dich einfach so ablegen und weitermachen, aber das stimmt nicht. Glaube mir, für mich ist es mindestens genau so schwer wie für dich, wenn nicht sogar noch viel schwerer. Du bist es immerhin, der mir die Geborgenheit gibt, nach der ich so lange gesucht habe. Niemand außer dir konnte das.
Aber ich kann so nicht weitermachen. Das mit uns, das führt einfach zu nichts, ich meine, schau uns doch mal an! Völlig verlottert stehen wir da. Früher habe ich noch auf mich geachtet, aber seit ich dich gefunden habe…. Soll das jetzt für immer so sein? Diese Sache hier, die hat doch nichts mit dem richtigen Leben zu tun. Wir müssen einfach aufhören, uns etwas vorzumachen.
Die vielen Nächte, die wir miteinander verbracht haben, in denen du mich ganz schön zum Schwitzen gebracht hast, oder mich gewärmt hast, wenn mir kalt war. Das Gefühl von dir auf meiner Haut. Ich weiß, ich werde es vermissen. Die vielen Stunden, die wir gemeinsam auf der Couch verbracht haben, eng umschlungen, in denen wir uns einfach gehen lassen konnten.
Nie hat mich jemand so akzeptiert wie du. Nie hat jemand so zu mir gepasst, sich an mich angepasst. Bei dir konnte ich ganz ich sein. Meine schlimmsten Momente hast du auch mit mir durchgestanden. Trotzdem haben wir keine gemeinsame Zukunft und das weißt du so gut wie ich. Du musst mich loslassen.
Die Leute haben schon angefangen zu reden. Ich kann einfach nicht mehr so tun, als wäre alles in Ordnung.
Ich muss andere kennenlernen. Ich muss da raus in die Welt und schauen, was das Leben noch für mich zu bieten hat. Ich kann nicht immer Rücksicht auf dich nehmen. Du weißt so gut wie ich, dass ich mein Leben weiterleben muss. Ich muss andere kennenlernen.
Das geht aber nicht, so lange du noch an mir hängst. Also bitte, mach es uns beiden nicht noch schwerer, als es eh schon ist.
Vielleicht, wer weiß, ist dies auch nicht das Ende. Vielleicht finde ich ja jemanden, der uns beide so akzeptieren kann, wie wir sind, und der sich dann zu uns ins Bett kuschelt.
Aber jetzt, lieber Pyjama, muss ich mich leider wirklich von dir trennen.
Okay, also gut, 5 Minuten noch. Aber dann wirklich.